Ab März 2018 waren wir Besitzer von Kangals, anatolischen Hirtenhunden, die wir zum Schutz vor großen Beutegreifern in unseren Schafgruppen einsetzten.
Mit uns arbeiteten und lebten drei dieser fantastischen Tiere:
PALAK, ein in der Türkei geborener neunjähriger Rüde, der CHEF
TOSTIS, eine gut eineinhalbJahre alte Junghündin, die mit vier Monaten zu uns kam
CEYLAN, eine 2,5 Jahre alte Hündin, ein Direktimport aus der Türkei
In den letzten Jahren hat die Wolfspopulation stark zugenommen, und auch durch die Rhön streifen seit Jahren Einzelgänger. Die Angst, eines Morgens zu einer Schafgruppe zu kommen, die teils gerissen ist, teils in alle Winde zerstreut, wurde immer größer. Es ging nicht allein um den wirtschaftlichen Schaden, der bei einem Wolfsangriff auf Zuchtschafe entsteht, sondern auch um die Zuchtarbeit an sich. Ein Wolfsriss zerstört die Zuchtarbeit von Jahren, denn jeder Züchter arbeitet ja auf bestimmte Zuchtziele hin, die zu erreichen es lange Jahre der Selektion bedarf.
Deswegen wollten wir nicht warten, bis ein Übergriff stattgefunden hatte, sondern auf Anraten vieler Schäferkollegen mit leidvollen Erfahrungen vorbeugen.
Sebastian hatte in seiner Lehrzeit zum Schäfer auf dem Uhlenhof in Rehden schon mit dem Einsatz von Kangals als Herdenschutzhunde Erfahrungen gesammelt und war von dieser großen, robusten und imposanten Rasse begeistert. Durch seine Verbindungen zu einem türkischen Züchter kamen im März 2018 Palak und Tostis, im September 2018 Ceylan zu uns.
Die intelligenten Kangals werden in der türkischen Provinz Sivas schon sehr lange gezüchtet. Dort bewachen sie oft völlig selbständig Schafherden. So muss ein Kangal, der wie die Rassen Karabash und Akabash zu den Anatolischen Hirtenhunden gehört, selbständig entscheiden, wie er sich in einer ungewohnten Situation verhält.
Daraus resultiert, dass ein Kangal, um ausgeglichen zu sein und artgerecht gehalten zu werden, sehr viel Platz und eine Aufgabe braucht. Es ist egal, ob er ein großes Grundstück oder Herden von Weidetieren (Schafe, Ziegen, Rinder, Geflügel) bewacht, er ist ein ruhiger, scharfer und wachsamer Beobachter, der nicht zögert, anzugreifen, wenn er etwas als feindlich interpretiert. Er ist kräftig genug, es mit Bären und Wölfen aufzunehmen.
In seiner Herde hat er ein klares Verständnis seiner Rolle, nämlich der des "Chefs", und lässt sich nichts vormachen; seinen Bezugspersonen und deren Familienmitgliedern gegenüber ist er treu, loyal und liebevoll ergeben. Wenn man ihm neben sehr viel Platz und einer Aufgabe noch einen geregelten Tagesablauf mit intensivem Kontakt zu seinen Lieblingsmenschen bietet (Kangals sind "Gewohnheitstiere"), ist ein Kangal ausgeglichen, souverän, anhänglich und ohne jede Aggression.
Da wir der erste Betrieb in unserer Gegend waren, der Herdenschutzhunde einsetzte, war es uns ein besonderes Anliegen, die Bevölkerung ausreichend zu informieren und Ängsten entgegenzuwirken.
So veröffentlichten wir einen Zeitungsartikel, in dem wir die Menschen informierten, was sie nun draussen bei den Schafen vorfinden würden. Wir liessen große, gelbe Plakate mit Verhaltenshinweisen drucken, die wir in ausreichender Entfernung von jeder Weide aufstellten, so dass die Hundebesitzer ihre Hunde rechtzeitig anleinen konnten. Wir zogen über dem Elektrozaun noch eine breite, elektrische Litze, was bei jedem Zaunbau eine Mehrarbeit von mindestens einer Stunde ausmachte.
Da wir nicht 24 Stunden draußen bei den Schafen sein konnten, waren wir um jede Rückmeldung froh, und es hat uns begeistert, wenn die Leute erzählten, wie unsere Kangals arbeiteten: sie "begleiteten" die Menschen bellend am Zaun entlang; wenn man regelmäßig zur ungefähr selben Zeit kam, wurde man nur noch beobachtet. Veränderte sich die Situation (selber Mensch, selbe Uhrzeit, aber z.B. zu zweit), begleiteten sie sofort wieder bellend.
!! Unsere Welpen vom Januar 2019 !!
Mutter ist Ceylan, Vater Palak.
Mehr Fotos von unsere Kangals finden Sie unter Impressionen in der Galerie.